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LSZH Kabel – Low smoke zero halogen – IEC Klassifikation Glossar

Was bedeutet LSZH? #

LSZH steht für Low Smoke Zero Halogen und bezeichnet ein spezielles Kabelmantelmaterial, das im Brandfall weniger giftige Dämpfe und keine korrosiven Halogene freisetzt. Es wird vor allem dort eingesetzt, wo Personenschutz und Systemsicherheit oberste Priorität haben – z. B. in öffentlichen Gebäuden, Studios, Veranstaltungsstätten, Schiffen oder Tunneln.


Eigenschaften von LSZH-Materialien #

MerkmalBeschreibung
FlammbeständigSelbstverlöschend, reduziert Brandausbreitung
Geringe RauchentwicklungMinimiert Sichtbehinderung und schützt Atemwege im Brandfall
HalogenfreiKeine giftigen oder korrosiven Gase wie Chlor oder Fluor
UmweltfreundlichEnthält keine PVC-Weichmacher oder halogenhaltige Additive
NormenEntspricht u. a. IEC 60332, IEC 60754 und IEC 61034

Vorteile im Einsatz #

  • ✅ Ideal für Installationen mit Personenverkehr (z. B. Theater, Messen, Bildungseinrichtungen)
  • ✅ Beugt Korrosionsschäden an Technik vor (z. B. Mischpulte, Racks, Netzwerke)
  • ✅ Erfüllt Sicherheitsvorgaben im Eventbereich und öffentlichen Raum
  • ✅ Kompromisslos robust, dabei oft etwas steifer als PVC-Mäntel

Typische Anwendungsbereiche #

  • Festinstallation in öffentlichen Gebäuden
  • Flughafen-, Bahn- oder Tunnelinfrastruktur
  • Veranstaltungstechnik mit hohen Brandschutzanforderungen
  • Racks, Studios und Broadcast-Installationen

LSZH (International) vs FRNC (Deutschland) #

KriteriumFRNC (Deutschland)LSZH (International / UK)
NormierungsraumDACH, DIN VDEInternational (IEC), UK (BS EN)
HalogenfreiJaJa
RauchgasemissionReduziert, je nach TypSehr niedrig (IEC 61034)
Korrosivität im BrandfallGering bis sehr geringNull (IEC 60754)
FlammenausbreitungEntflammt schwerStreng getestet (IEC 60332-1/3)
Typischer EinsatzÖffentliche Gebäude, AV-InstallationenBroadcast, Events, Großinstallationen

Fazit:
LSZH nach internationalen Normen erfüllt in vielen Fällen die gleichen oder höhere Anforderungen als national geforderte FRNC-Kabel.

IEC Klassifikationen #

🔹 IEC 60332-1 #

Flammenhemmung eines einzelnen Kabels

Ein einzeln vertikal aufgehängtes Kabel wird für eine definierte Zeit – abhängig vom Gesamtdurchmesser – einer offenen Flamme aus einem Bunsenbrenner ausgesetzt.
Um den Test zu bestehen, muss das Kabel die Flammenausbreitung nach Entfernen der Flamme selbstständig stoppen, und Verkohlung bzw. Brandschäden dürfen sich nicht weiter als 50 mm über den direkt beflammten Bereich hinaus erstrecken.

Kriterien:

  • Gesamtdurchmesser ≤ 25 mm → Flammeneinwirkung: 60 Sekunden
  • Gesamtdurchmesser > 25 mm bis 50 mm → Flammeneinwirkung: 120 Sekunden

🔹 IEC 60332-3-24 #

Flammenhemmung von Kabelbündeln

Während IEC 60332-1 das Verhalten eines einzelnen Kabels testet, bewertet IEC 60332-3 die Flammenausbreitung in typischen Installationen mit Kabelbündeln.
Einzeln schwer entflammbare Kabel können in gebündelter Form dennoch zur Flammenweiterleitung beitragen.

Testaufbau:

  • Mindestens 2,5 m Kabel werden vertikal auf einer Prüfleiter in einem Brandprüfstand montiert (1 m breit, 4 m hoch, 2 m tief).
  • Ein Propanbrenner beflammt den unteren Abschnitt des Kabelbündels.
  • Luftdurchsatz: 5000 ± 500 Liter/Minute, Temperatur: 750 °C

IEC 60332-3-24 definiert:

  • Kabel mit einem Isolationsvolumen von 1,5 Liter pro Meter
  • Flammeneinwirkung: 20 Minuten
  • Bestehensgrenze: Die Flamme darf sich nicht weiter als 2,5 m nach oben ausbreiten und muss nach Entfernen des Brenners selbstständig erlöschen

🔹 IEC 60754-1 #

Bestimmung des Halogengehalts

Ein 500–1000 mg Kabelmuster wird in einem belüfteten Ofen bei 800 °C für 20 Minuten verbrannt.
Die entstehenden Dämpfe werden durch Waschflaschen geleitet und anschließend per chemischer Titration analysiert.

Ziel:
Ermittlung des Halogengehalts relativ zur Ausgangsmasse.

  • Grenzwert: ≤ 0,5 %
  • Bei halogenfreien Materialien wird in der Regel ≤ 0,3 % erwartet

🔹 IEC 60754-2 #

Bestimmung der Säurewirkung und Leitfähigkeit von Brandgasen

Ein 1000 mg Kabelmuster wird in einem Ofen bei 935 °C für 30 Minuten verbrannt.
Die entstehenden Dämpfe werden wie bei 60754-1 durch Waschflaschen geleitet und anschließend auf pH-Wert und elektrische Leitfähigkeit untersucht.

Bestehensgrenzen:

  • pH ≥ 4,3
  • Leitfähigkeit ≤ 100 µS/cm

Diese Werte bestätigen, dass die Gase nicht stark sauer oder korrosiv sind.


🔹 IEC 61034-2 #

Messung der Rauchdichte unter definierten Bedingungen

Ein Kabelmuster wird in einer Prüfkammer über einer Schale mit 1 Liter brennbarem Alkohol aufgehängt.
Nach dem Entzünden wird die Luft zirkuliert und der Rauch trübt den Lichtstrahl zwischen Lichtquelle und Fotodiode.

Kriterium zur Bestehung:

  • Der Lichtdurchlässigkeitsfaktor muss ≥ 60 % betragen
    (D. h. bei starker Verrauchung darf die Lichtübertragung nicht zu stark sinken)

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